Photonik für die Infektionsforschung: Bundesforschungsministerin und Thüringer Wirtschaftsminister informieren sich über das LPI

Im Kampf gegen Infektionskrankheiten bieten lichtbasierte Technologien enormes Potential. Ihre Erforschung sowie die Entwicklung wirkungsvoller Diagnoseverfahren und Therapien sollen in Jena in den kommenden Jahren mit dem Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) revolutioniert werden. Um das Optical Valley als traditionsreichen Standort für optische Gesundheitstechnologien sowie das LPI kennenzulernen, besuchte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, gemeinsam mit dem Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, am 17. November 2022 am Leibniz-IPHT die Wissenschaftsstadt Jena.

Jena ist untrennbar mit Namen wie Ernst Abbe, Carl Zeiss und Otto Schott verbunden und kann auf eine lange Historie in der Entwicklung innovativer optischer Technologien zurückblicken. Vor allem bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten stellen photonische Lösungen eine wertvolle Schlüsseltechnologie dar, da sie schnell, empfindlich und berührungslos die Identifikation von Infektionserregern und das Verständnis von Ausbreitungsmechanismen im Körper ermöglichen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Krankheiten frühzeitig erkennen und schnell passgenaue Therapien einleiten. Neuartige Diagnose- und Behandlungsverfahren von Infektionskrankheiten zu erforschen und zu entwickeln, ist zentrales Anliegen des LPI.

Um sich einen Überblick über die Saalestadt Jena als impulsgebender Motor für smarte photonische Innovationen, speziell im Bereich der Infektionsforschung, zu verschaffen, besuchten die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee die Wissenschaftsstadt und das Leibniz-IPHT.

Neben einer Vorstellung des Beutenberg Campus als Standort für exzellente Wissenschaft und Ausgangspunkt für Erfindergeist in Jena, standen intensive Gespräche zum LPI auf der Agenda des Besuchs.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte LPI wird eine weltweit einmalige Infrastruktur bereitstellen, mit der die Entwicklung neuer lichtbasierter Verfahren für die Diagnostik, Therapie und Bekämpfung von Infektionskrankheiten vorangetrieben werden soll. Initiiert vom Leibniz-IPHT, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Universitätsklinikum Jena sowie dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – soll das LPI dazu beitragen, Forschungsergebnisse effizienter umzusetzen und Entwicklungszeiten hin zu marktreifen diagnostischen Lösungen deutlich zu verkürzen.

Beim Besuch am Leibniz-IPHT bot sich der Bundesforschungsministerin und dem Wissenschaftsminister die Gelegenheit, sich über innovative optische Technologien und Verfahren zur besseren Infektionsdiagnostik zu informieren:

Das RamanbioassayTM, zum Beispiel, bietet das Potential, die Diagnose von Infektionskrankheiten deutlich beschleunigen zu können. In Laborversuchen konnten mit dem lichtbasierten Verfahren Erreger, Bakterien und deren Antibiotika-Resistenzen innerhalb weniger Stunden erkannt werden. Basierend auf diesen Ergebnissen könnten Medizinerinnen und Mediziner in Zukunft schnell Therapieentscheidungen treffen und so lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen vorbeugen. Auch die Hochdurchsatz-Screening-Raman-Spektroskopie (High-Throughput Screening Raman Spectroscopy, HTS-RS), eine Kombination aus bildgebender Mikroskopie und Raman-Spektroskopie, erlaubt es, Krankheiten durch ein Screening von Zellen zu erkennen. In sehr kurzer Zeit können so Hinweise auf eine Infektion bei hohem Probendurchsatz identifiziert werden.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig exzellente Infektionsforschung ist. Damit Deutschland seine Spitzenposition auf diesem Gebiet in Zukunft weiter ausbauen kann, wollen wir das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung gründen. Das LPI wird hochinnovativ und weltweit einmalig sein: Optische Technologien, Künstliche Intelligenz und Medizintechnik werden hier zusammenwirken, um Ergebnisse aus der Forschung schneller in marktreife Anwendungen zu bringen und damit dazu beizutragen, dass Deutschland auch weiterhin international führend bleibt. Die Ansiedlung in Jena, umgeben von der umfangreichen Expertise aus den vor Ort bereits bestehenden Leibniz-Instituten für Photonische Technologien sowie für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, der Friedrich-Schiller-Universität und dem Universitätsklinikum Jena, schafft ideale Voraussetzungen dafür.“

Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee hob insbesondere die Rolle des Leibniz-IPHT für die Thüringer Wissenschaftslandschaft hervor: „Das Leibniz-IPHT gehört, gerade in den Anfangsjahren maßgeblich gefördert vom Land, heute zu den Erfolgsfaktoren des Optikstandorts Jena. Das Institut leistet einen erheblichen Forschungsbeitrag zur Entwicklung neuer medizinischer Diagnoseverfahren und Therapien und damit zur Entwicklung sicherer Medikamente. Es hat zudem wesentlichen Anteil daran, dass sich Jena auf dem Gebiet der Biophotonik inzwischen zu einem Standort von internationaler Sichtbarkeit entwickelt hat. An sechs DFG-geförderten Sonderforschungsbereichen und dem Jenaer Exzellenzcluster ist das Leibniz-IPHT maßgeblich beteiligt. Wir ernten damit heute auch die Früchte eines klaren Kurses der Profilschärfung und -fokussierung seit Mitte der 2000er Jahre, den der Freistaat Thüringen intensiv begleitet hat.“

„Es war uns eine Ehre, die Bundesforschungsministerin und den Thüringer Wirtschaftsminister am Leibniz-IPHT begrüßen zu dürfen und einen Eindruck von der Innovationskraft der Lichtstadt Jena vermitteln zu können. Durch Spitzenforschung der hier ansässigen forschenden Akteure wird die internationale Strahlkraft der Saalestadt als Zentrum für wegweisende Errungenschaften weiter gestärkt. Nur durch Ideenreichtum und die Umsetzung in praxistaugliche Lösungen können wir dazu beitragen, dringend benötigte Antworten auf drängende Fragen von gesamtgesellschaftlichem Interesse zu finden. Mit dem LPI sind wir auf dem richtigen Weg, um Infektionskrankheiten und damit eine der weltweit häufigsten Todesursachen zukünftig keine Chance mehr zu geben und Patientinnen und Patienten mit effektiven Therapien zu versorgen“, resümiert Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-IPHT und Sprecher des LPI, abschließend.